Archiv der Kategorie: Zitate

Die Dunkelheiten sehen wir. Der Sinn wird geglaubt.

Und ich bin nach wie vor überzeugt: Das letzte Wort wird Liebe sein. Wenn ich daran nicht glauben könnte, stünde meine geistige Gesundheit auf dem Spiel – stünde mein Leben auf dem Spiel. Vielleicht täusche ich mich? Das ist möglich. Natürlich. Wer kann das mit absoluter Sicherheit denn sagen? Und wenn dem so wäre? Dann habe ich eben Pech gehabt. Aber wäre damit auch die Liebe entwertet, die wir uns geschenkt haben? Nein! Die Liebe nicht und nicht die Nähe und das Mitgefühl, das uns verbindet. Und auch nicht die kleinen Gesten, selbst wenn sie nichts bewirken, nicht die Hilfe, die wir einander gewährt haben, um das Leben ertragbarer zu machen.
Und deshalb mache ich weiter.

— Ruth Pfau (Leben ist anders, S. 241)

Schönheit & Hässlichkeit

Eines Tages trafen sich die Schönheit und die Hässlichkeit am Ufer des Meeres. Und sie sagten zueinander: »Baden wir im Meer.« Dann entkleideten sie sich und tauchten in die Fluten. Nach einer Weile kam die Hässlichkeit wieder ans Ufer, legte das Gewand der Schönheit an und ging ihres Weges. Und auch die Schönheit stieg aus dem Wasser, doch sie fand ihr Gewand nicht, und da sie sich scheute, nackt zu gehen, legte sie die Kleider der Hässlichkeit an. Und die Schönheit ging ihres Weges. Bis zu heutigen Tag verwechseln die Menschen die eine mit der anderen. Doch manche gibt’s, die das Angesicht der Schönheit geschaut haben, und die erkennen sie ungeachtet ihres Gewands. Und manche gibt’s, die das Antlitz der Hässlichkeit kennen, und das Tuch verbirgt sie nicht vor ihren Augen.

— Khalil Gibran

Der Lebensboden

Wie die Wurzel des Keimlings in der Erde mehr sucht als sich selbst, so kann jedes Leben nur lebensfähig sein, wenn es »aus sich herausgeht«. Mit dem Leben aus dem Glauben ist es nicht anders. […] Nur ein Glaube, der bereit ist, »aus sich herauszugehen« und sich mit anderen Menschen zu verbinden, wird Leben finden. Es ist die Entscheidung zur Demut. Fulbert Steffensky schreibt dazu:

»Wie alt muss man werden, um zu erkennen, dass die Beschäftigung mit sich selbst, die Verwirklichung seiner selbst nichts abwirft, wovon man leben kann? Man müsste eine alte Tugend erlernen: die Demut. Sie ist das realistische Eingeständnis, dass wir für uns allein kein spannendes Programm sind. (..) Ich brauche kein mich isolierendes Treibhaus zur Findung meiner Wahrheit. Ich brauche Brüder und Schwestern und Väter und Mütter und Lehrer und Lehrerinnen und Bücher und Theorien und Geschichten, mit denen ich aushandle, was die Wahrheit ist und was die Wahrheit verlangt. (…) Erwachsenwerden und Altwerden heißt, sich eingestehen können, dass man selbst und aus sich heraus nicht so viel hat, wovon man sich ernähren kann. Die Hoffnung, die wir aus uns selbst schöpfen, ist zu gering. Der Mut den wir alleine aufbringen, reicht nicht. Die Träume unseres eigenen Herzens sind zu banal und zu kurzfristig. Wir sind Bettler. Wir können uns nicht alleine ernähren, trösten und ermutigen.« (Fulbert Steffensky – Feier des Lebens, S.31, 32, 37)

Ein Glaube, der meint, er sei klüger als der Keimling und habe die Glaubensgemeinschaft mit anderen Menschen nicht nötig, wird in seiner Selbstüberschätzung kaum lebensfähig sein. Wachstum und Leben sind dem Menschen nur darum verheißen, weil er einen Boden bejaht, der ihn etwas kostet. Es kostet ihn die stolze Verschlossenheit. Ein Mensch, der die Dinge seines Glaubens, seiner Zweifel, seiner Hoffnungen und Wege nur mit sich selbst ausmacht, ist wie ein Samenkorn, das in sich verschlossen bleibt. Es gibt zwei Gründe, das zu tun: die Selbstverliebtheit und die Angst.
Der Keimling stirbt in den Boden hinein und wird so zum Baum. Seine Wurzeln ruhen in einer Verheißung; aus ihr erstrebt er mit aller Kraft nur das Eine: das ihm innewohnende Gesetz zu erfüllen. Stolz und Angst hindern uns daran, sie verschließen uns. Über solch einen in sich selbst verschlossenen Glauben könnte man mit den Worten Jesu sagen: »Als die Sonne aufging, verwelkte er. Und weil er keine Wurzel hatte, verdorrte er«(vgl. Matthäus 13,6).

— Martin Schleske (Der Klang – Vom unerhörten Sinn des Lebens, S. 34-35)

Neuanfang

Nicht zurück, aber auch nicht in unübersehbare Fernen schaut der Mann, der den Pflug führt, sondern auf den nächsten Schritt, den er tun muss. Rückblicke sind keine christliche Sache. Lass dahinten Angst, Kummer, Schuld. Du aber sieh auf den, der dir einen neuen Anfang gegeben.

— Dietrich Bonhoeffer

Hoffnung 

Nicht unserer Hoffnungen werden wir uns einstmals zu schämen haben, sondern unserer ärmlichen und ängstlichen Hoffnungslosigkeit, die Gott nichts zutraut, die in falscher Demut nicht zugreift, wo Gottes Verheißungen gegeben sind.

— Dietrich Bonhoeffer

Feindbilder

Die Feinde, das sind immer Feindbilder, die nur dann entstehen können, wenn wir uns nicht mehr die Mühe machen, einen Menschen und seine Geschichte kennenzulernen. An die Stelle einer konkreten Begegnung tritt ein Bild, in das wir unsere eigenen Ängste und Vorurteile hineinprojizieren. Das ist ein Prozess einer langsamen Entmenschlichung, und im äußersten Fall fällt es dann leicht, auf ein entmenschlichtes Bild zu schießen oder damit einverstanden zu sein, dass es ausgemerzt wird. Innere Umkehr bedeutet auch, Bilder wieder durch Menschen zu ersetzen, Ängste durch Vertrauen, Vorurteile durch Erfahrung.

— Alois Prinz (Jesus von Nazaret: Der sanfte Rebell, S. 161)

Lutherrose

Die Lutherrose besteht aus einem roten Herz, in dem ein schwarzes Kreuz abgebildet ist. Das Kreuz soll an das Leben und Sterben Jesu Christi erinnern, denn er ist der Mittelpunkt des Glaubens. Das rote Herz steht dafür, dass diese Botschaft nicht nur mit dem Geist, sondern vor allem mit dem Herzen verstanden wird. Das Herz ist eingebettet in einer weißen Rose. Sie soll die Menschen daran erinnern, »dass der Glaube Freude, Trost und Frieden gibt«. Die weiße Farbe der Rose steht für die Engel und Geister, die die Menschen ihr Leben lang begleiten. All das ist umgeben vom Himmelblau, das die Freude, die der Glaube bringt, im Himmel wie auf Erden darstellen soll. Und weil die Worte und die Güte Gottes ewig sind, wird die Rose von einem goldenen Ring umschlossen. Denn ein Ring hat – ebenso wie die Liebe Gottes – keinen Anfang und kein Ende.

 

Was keiner wagt….

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen,
Was keiner sagt, das sagt heraus,
Was keiner denkt, sollt ihr befragen,
Was keiner anfängt, das führt aus.

Wenn keiner JA sagt, sollt ihr’s sagen,
Wenn keiner NEIN sagt, sagt doch NEIN,
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben,
Wenn alle mittun, steht allein!

Wo alle loben, habt Bedenken,
Wo alle spotten, spottet nicht,
Wo alle geizen, wagt zu schenken,
Wo alles dunkel ist, macht Licht!

— Unbekannt

Das passende Leben

Vor seinem Ende sprach Rabbi Sussja: In der kommenden Welt wird man mich nicht fragen: »Warum bist Du nicht Mose gewesen?« Man wird mich fragen: »Warum bist Du nicht Sussja gewesen?«

— Jüdische Erzählung