Archiv der Kategorie: Zitate

Der Aufbruch 

​Ich befahl mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeutete. Er wusste nichts und hatte nichts gehört. Beim Tore hielt er mich auf und fragte: »Wohin reitet der Herr?« »Ich weiß es nicht«, sagte ich, »nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.« »Du kennst also dein Ziel«, fragte er. »Ja«, antwortete ich, »ich sagte es doch: ›Weg-von-hier‹ – das ist mein Ziel.« »Du hast keinen Eßvorrat mit«, sagte er. »Ich brauche keinen«, sagte ich, »die Reise ist so lang, daß ich verhungern muß, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Eßvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise.«

— Franz Kafka

Pilger

Pilgern heißt, mit den Füßen beten.


Lieber auf neuen Wegen stolpern, als in den alten Bahnen auf der Stelle treten.

— J. Mariss


(Lyrikerin):

Den Pilgerstab in der Hand,
die Sehnsucht im Gepäck,
im Haar den Wind der Begeisterung
und tief im Herzen das ewige Ziel –
was kann mir schon passieren.

— Carola Matthiesen


Sei offen und weit wie der Himmel, und du bist auf dem richtigen Weg.


Die „10 Geh-bote des Pilgerns“

Geh
Es gibt fürs Pilgern kein besseres Fortbewegungsmittel als das Gehen. Nur Gehen! Darum geht es.

Geh langsam
Setz dich nicht unter unnötigen sportlichen Leistungsdruck. Du kommst doch immer nur bei dir selber an.

Geh leicht
Reduziere dein Gepäck auf das Nötigste. Es ist ein gutes Gefühl, mit wenig auszukommen.

Geh einfach
Einfachheit begünstigt spirituelle Erfahrungen, ja sie ist sogar die Voraussetzung dafür.

Geh alleine
Du kannst besser in dich gehen und offener auf andere zugehen.

Geh lange
Auf die Schnelle wirst du nichts kapieren. Du musst tage-, wochenlang unterwegs sein, bis du dem Pilgerweg allmählich auf die Spur kommst.

Geh achtsam
Wenn du bewusst gehst, lernst du den Weg so anzunehmen, wie er ist. Dies zu begreifen, ist ein wichtiger Lernprozess und  braucht seine Zeit.

Geh dankbar
Alles – auch das Mühsame – hat seinen tiefen Sinn. Vielleicht erkennst du diesen erst später.

Geh weiter
Auch wenn Krisen dich an deinem wunden Punkt treffen, geh weiter. Vertraue darauf: Es geht, wenn man geht.

Geh mit Gott
Es pilgert sich leichter, wenn du im Namen Gottes gehst. Wenn Gott für dich in weite Ferne gerückt ist, könnten dir die Geh-bote 1-9 helfen, das Göttliche in dir wieder zu entdecken.

— Ursprünglich sollen sie auf einem Zettel in der Kathedrale von Santiago de Compostela hinterlegt worden sein.

Jederzeit neu anfangen

Ostern bedeutet für mich, dass mir durch den Tod von Jesus alle Sünden vergeben wurden. Die, die ich schon gemacht habe und die, die ich noch tun werde. Wenn ich in der Zukunft einen Fehler mache, ist er mir schon vergeben – auch wenn ich ihn zum tausendsten Mal mache. Das gibt mir Hoffnung. Ich kann ohne Druck an mir arbeiten und darf jederzeit wieder von vorn anfangen.
Ostern ist für mich auch ein Fest der Freude. Wenn ich nach der ganzen Feierei im Dezember und Januar tief in der Winterdepression stecke, zieht mich die Osterzeit immer wieder auf die Beine und erinnert mich an das Wesentliche: Ich bin Gottes Kind und nichts auf dieser Welt kann mich von seiner Liebe trennen.

— Anne-Lara Kunz (Lebenslust Special SCM 2017, S. 15)

Zwischen zwei Polen

Zwischen zwei Polen bewegt sich der Mensch: Mal droht er abzuheben, mal erscheint ihm alles sinnlos und vergeblich. Deshalb habe er zwei Taschen mitbekommen, wie ein jüdischer Rabbi einst bemerkte, um nach Bedarf in die eine oder andere greifen zu können. In der rechten liegt das Wort: »Um meinetwillen ist die Welt erschaffen worden.« Und in der linken: »Ich bin Erde und Asche.«

— Christian Nürnberger (Die Bibel)

Von innen nach außen

Der Herr wirkt von innen nach außen. Die Welt arbeitet von außen nach innen. Die Welt will die Menschen aus dem Elend holen. Christus holt das Elend aus den Menschen, und dann holen sie sich selbst aus dem Elend. Die Welt will die Menschen formen, indem sie ihre Umgebung verändert. Christus verändert die Menschen, und dann verändern die Menschen ihre Umgebung. Die Welt will das menschliche Verhalten formen, doch Christus kann die Natur des Menschen verändern.

— Ezra Taft Benson

Berufung

Jeder hat im Leben seine eigene spezifische Mission oder Berufung … Weder ist er in dieser Aufgabe zu ersetzen, noch lässt sich sein Leben wiederholen. Daher ist die Aufgabe eines jeden so einzigartig wie seine spezifische Möglichkeit sie zu erfüllen.

— Viktor Frankl