Archiv der Kategorie: Zitate

Bücher

Ich habe noch keinen Film gesehen, der besser wäre als das schlechteste Buch, das ich gelesen habe.

— Bob Dylan

Die Nachbarskinder

Wer andern gar zu wenig traut,
Hat Angst an allen Ecken;
Wer gar zu viel auf andre baut,
Erwacht mit Schrecken.

Es trennt sie nur ein leichter Zaun,
Die beiden Sorgengründer;
Zu wenig und zu viel Vertraun
Sind Nachbarskinder.

— Wilhelm Busch (Schein und Sein)

Vielleicht

Sage nie: Dann soll’s geschehen!
Öffne dir ein Hinterpförtchen
Durch „Vielleicht“, das nette Wörtchen,
Oder sag: Ich will mal sehen!

Denk an des Geschickes Walten.
Wie die Schiffer auf den Plänen
Ihrer Fahrten stets erwähnen:
Wind und Wetter vorbehalten!

— Wilhelm Busch (Schein und Sein)

Laß ihn

Er ist verliebt, laß ihn gewähren,
Bekümmre dich um dein Pläsier,
Und kommst du gar, ihn zu bekehren,
Wirft er dich sicher vor die Tür.

Mit Gründen ist da nichts zu machen.
Was einer mag, ist seine Sach,
Denn kurz gesagt: In Herzenssachen
Geht jeder seiner Nase nach.

— Wilhelm Busch (Schein und Sein)

Niemals

Wonach du sehnlich ausgeschaut,
Es wurde dir beschieden.
Du triumphierst und jubelst laut:
Jetzt hab ich endlich Frieden!

Ach, Freundchen, rede nicht so wild,
Bezähme deine Zunge!
Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt,
Kriegt augenblicklich Junge.

— Wilhelm Busch (Schein und Sein)

Der Ort, an dem wir Recht haben

An dem Ort, an dem wir recht haben,
werden niemals Blumen wachsen
im Frühjahr.
Der Ort, an dem wir recht haben,
ist zertrampelt und hart wie ein Hof.
Zweifel und Liebe aber
lockern die Welt auf
wie ein Maulwurf, wie ein Pflug.
Und ein Flüstern wird hörbar
an dem Ort, wo das Haus stand,
das zerstört wurde.

— J. Amichai

Glaube rechnet sich nicht

Zu glauben, man könne den göttlichen Willen beeinflussen durch Opfergaben, Wallfahrten, Prozessionen, Gebete, Beachtung aller religiösen Vorschriften oder durch gute Werke und ein Gott wohlgefälliges Leben, ist Aberglaube, Götzendienst. Was wahrer und reifer Glaube ist, wird uns in Hiob vorgeführt: Ihm zerbrechen alle Glaubensgewissheiten, er verliert seine liebsten Menschen, seine materielle Lebensgrundlage wird ihm entzogen, und im größten Leid hält er dennoch grundlos an diesem Gott fest und vertraut darauf, das alles, was geschieht, letztlich im Einklang mit Gottes Willen geschieht und das scheinbar Sinnlose einen für den Menschen verborgenen Sinn hat.
Wahrer Glaube versucht nicht, Gott für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren, sondern sich von Gott für dessen Zwecke instrumentalisieren zu lassen. Der wahrhaft Gläubige versucht nicht, Gott zu dienen, um damit seinem persönlichen Glück auf die Sprünge zu helfen oder seine Familie zu beschützen, auch nicht, um sich eine Planstelle im Himmel zu sichern; der wahrhaft Gläubige glaubt allein, weil er eine Wahrheit erkannt hat, die persönlichkeitsverwandelnde Wahrheit Gottes. Alles andere folgt wie von selbst aus dieser Verwandlung.

— Christian Nürnberger (Das Christentum, S. 142)

Im Sklavenhaus

Leider ist Gott meistens ohnmächtig. Er kann ja nur durch Menschen handeln, und so lange die sich die Tyrannei gefallen lassen, kann Gott nichts ausrichten. Sobald er aber einen Einzigen findet, der rebelliert, eilt Gott freudig herbei, um mit großem Eifer zu helfen.

— Christian Nürnberger (Die Bibel, S. 89)


Gott hat keine anderen Hände als unsere Hände.

Tatworte

Wenn wir uns angewöhnen, das auszusprechen, was wir für gut und lobenswert halten, erfahren wir eine innere Kraft, die uns mehr und mehr verwandeln wird. Denn das Wort steuert unser Werden. Dahinter steht das Geheimnis von Segen und Fluch.
[…]
Die Worte, die wir sprechen, transportieren nicht nur Informationen; sie tragen auch Schöpfungskraft in sich. Durch unsere Worte nehmen wir Anteil an einer wirkenden Kraft. am Anfang der Urgeschichte heißt es: »Gott sprach … und es geschah« (1. Buch Mose/Genesis 1,3). Der Mensch hat etwas von dieser Kraft »verliehen« bekommen. Er ist auch darin zum Bilde Gottes geschaffen: Indem wir sprechen, sind wir fähig, »Tatworte« zu sprechen, die im Innern und Äußern etwas bewirken. Darum ist es der Anfang einer jeden Veränderung, dass wir uns die Dinge zu eigen machen, indem wir sie achten und durch unsere Worte hervorheben.

— Martin Schleske (Der Klang – Vom unerhörten Sinn des Lebens, S. 75)