Heiner Geißler

Das erste Gebot für die Kirchen ist: denen zu helfen, die in Not sind. Das zweite notwendige Gebot ist natürlich auch das theologische, dass alle anerkennen, dass durch die Taufe Jesu jeder auch Christ ist.


Jeder kann in seinem Bereich dazu beitragen, dass die Lebensbedingungen der Menschen, für die er Verantwortung hat, sich verbessern: in der Familie, in der Gemeinde und im Unternehmen. Beim Roten Kreuz, bei der Jugendfeuerwehr oder bei Amnesty, Attac, Greenpeace, Caritas oder Diakonie können die Menschen sich einsetzen, damit das Leid auf dieser Erde zurückgedrängt wird.

Solches Engagement ist auch eine Antwort auf die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes auf Erden. Anders als durch eigenes Engagement können wir die Frage nicht beantworten: Warum versteckt sich Gott? Was ist es für ein Gott, der den einen heilt und den anderen nicht; der einen erhört, aber nicht jeden? Auf diese Frage gibt es keine Antwort. Das muss man so klar sagen. Aber wir können etwas tun, wir können auf Jesus hören und selber einen Beitrag dafür leisten, dass das Elend und das Unglück auf der Welt sich immer weiter verringert. Das ist der Sinn des Lebens. Das können wir als Christen sagen.


In der Welt des Kapitalismus, der Investmentbanker, einer gigantischen Finanzindustrie mit ihren unchristlichen Leitbildern »Egoismus, Gier, Geld, Geiz, Erfolg, Dividende, Profit, Rang und Titel« ist Jesus eine totale Provokation und die Verkörperung von Menschlichkeit und Barmherzigkeit.