Leid und Trauer

Zunächst: es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt, und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft miteinander – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren. Ferner: Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht mehr wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.

— Dietrich Bonhoeffer


Hier, in dieser lustigen Welt, trennt man das Leben vom Leid, man versteckt das Leid irgendwo im Hochhaus, im Altenheim, im Krankenhaus. Oder man spült es mit Alkohol hinunter, verdrängt es mit Hilfe von Drogen … Man hat noch nicht entdeckt, wie das Leid den Menschen bereichert, verinnerlicht, wie es den Menschen menschlich macht. Man versteht nicht, daß Glück mit dem Kreuz verbunden ist. Gott verbirgt das Glück im bestehenden Leid, denn wer das Leid annimmt, erlebt darin auch eine besondere Nähe zu Gott, die jedes andere Glück weit übersteigt.

— Tatjana Goritschewa