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Tradition

Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern das Weitertragen der Glut.

Gott kann warten

Der Mensch ist der Verlierer, Gott der Gewinner, Gott lässt den Menschen starten, er lässt ihn Fortschritte machen, Erfolg haben, und scheint selbst völlig passiv, seine Gegenzüge scheinen recht unbedeutend, selten merken wir sie überhaupt. So schreiten wir vorwärts, stolz und selbstbewusst und gewiss unseres Erfolges und endlichen Sieges. Aber Gott kann warten, er wartet manchmal Jahre um Jahre. … Gott wartet in der Hoffnung, dass der Mensch endlich seine Züge verstehen und sein Leben ihm ausliefern möchte. Aber einmal in jedem Leben – und das mag vielleicht erst in der Stunde des Todes sein  – kreuzt Gott seinen Weg, so dass der Mensch keinen Schritt mehr tun kann, das er anhalten muss und in Furcht und Zittern Gottes Macht und seine eigene Schwäche und sein Elend erkennen muss. … Nur in diesen großen Augenblicken unseres Lebens verstehen wir die Bedeutung von Gottes Führung in unserem Leben, verstehen wir Gottes Geduld und Gottes Zorn, und erst jetzt erkennen wir, dass diese Stunden, in denen Gott unseren Weg gekreuzt hat, die einzigen Stunden von wirklicher Bedeutung in unserem Leben sind. Nur sie machen unser Leben lebenswert.

— Dietrich Bonhoeffer (Jahreslesebuch, 28. Dez)

Wer trägt unsere Last?

Wenn der Mensch einmal am Ende seiner inneren Kräfte angekommen ist, wenn er sich selbst zur Last wird, dann helfen ihm keine Worte mehr, keine Ideale und Zukunftsträume, die man vor ihm aufrichtet – sondern dann brauch er nur eines: er braucht einen Menschen, dem er ganz, ganz vorbehaltlos vertrauen kann, einen Menschen, der alles versteht, der alles hört, der alles erträgt, der alles glaubt, alles hofft, alles vergibt. … Wo gibt es ihn? Das ist nun das Wunder aller Wunder, dass  jeder Mensch diesen Menschen hat und finden kann, denn dieser Mensch ruft ihn von selbst zu sich, bietet sich an, lädt uns ein. Jesus Christus allein – Er der allein Mensch ist. … Es gibt zwei Möglichkeiten, einem Menschen, der von einer Last gedrückt wird, zu helfen. Entweder man nimmt ihm die ganz Last ab, so dass er künftig nichts mehr zu tragen hat, oder man hilft ihm tragen, indem man ihm dies Tragen leichter macht. Jesus will nicht den ersten Weg mit uns gehen, Die Last wird uns nicht abgenommen. Jesus, der selbst sein Kreuz getragen hat, weiß, dass der Mensch seiner Bestimmung nach Lastträger, Träger seines Kreuzes sein muss, und dass allein unter dieser Last und nicht ohne diese Last, der Mensch geheiligt wird, Die Last, die Gott dem Menschen auferlegt hat, nimmt Jesus dem Menschen nicht ab. Aber er macht dem Menschen die Last dadurch leichter, dass er ihm zeigt, wie er sie tragen muss

— Dietrich Bonhoeffer (So will ich diese Tage mit euch leben, Jahreslesebuch)

Rumi

Es gibt einen Ort, jenseits von richtig und falsch. Dort begegnen wir uns.


Für die, welche lieben, gibt es nicht Moslems, Christen und Juden.


Ohne die Liebe
ist jedes Opfer Last,
jede Musik nur Geräusch,
und jeder Tanz macht Mühe.


Komm! Komm! Wer du auch bist!
Wenn du auch Götzendiener oder Feueranbeter bist.
Komm wieder! Dies ist die Tür der Hoffnung nicht der Hoffnungslosigkeit.
Auch wenn du Tausendmal dein Versprechen gebrochen hast.
Komm! Komm wieder!

Abwechslung

Abwechslung schaffen gegen lähmende Monotonie/Formen (materiell, sozial, körperlich, sexuell, spirituell, im Gespräch und im Umgang miteinander).

Reize schaffen gegen ein reizloses Leben.


Gegen das Gewohnte, für das Unbekannte.
Gegen die Routine, für die Neugier.
Gegen die Sicherheit, für das Wagnis.


Monotonie ist der Feind jeglicher Freude.

Hilfe

Sich helfen zu lassen ist kein Zeichen von Unfähigkeit, sondern von Klugheit.

Anfang

Höre nie auf anzufangen und fange nie an aufzuhören.

— Cicero


Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.

— Leo Tolstoi

Psalm 1

Ich bin vergnügt, erlöst, befreit,
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.
Was macht, dass ich so fröhlich bin?
– Ich sing und springe her und hin
vom Kindbett bis zur Leich.
Was macht, dass ich so furchtlos bin
an vielen dunklen Tagen?
– Es kommt ein Geist in meinen Sinn
will mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwert
und mich kein Trübsinn hält?
– Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt.

— Hans Dieter Hüsch