Wer trägt unsere Last?

Wenn der Mensch einmal am Ende seiner inneren Kräfte angekommen ist, wenn er sich selbst zur Last wird, dann helfen ihm keine Worte mehr, keine Ideale und Zukunftsträume, die man vor ihm aufrichtet – sondern dann brauch er nur eines: er braucht einen Menschen, dem er ganz, ganz vorbehaltlos vertrauen kann, einen Menschen, der alles versteht, der alles hört, der alles erträgt, der alles glaubt, alles hofft, alles vergibt. … Wo gibt es ihn? Das ist nun das Wunder aller Wunder, dass  jeder Mensch diesen Menschen hat und finden kann, denn dieser Mensch ruft ihn von selbst zu sich, bietet sich an, lädt uns ein. Jesus Christus allein – Er der allein Mensch ist. … Es gibt zwei Möglichkeiten, einem Menschen, der von einer Last gedrückt wird, zu helfen. Entweder man nimmt ihm die ganz Last ab, so dass er künftig nichts mehr zu tragen hat, oder man hilft ihm tragen, indem man ihm dies Tragen leichter macht. Jesus will nicht den ersten Weg mit uns gehen, Die Last wird uns nicht abgenommen. Jesus, der selbst sein Kreuz getragen hat, weiß, dass der Mensch seiner Bestimmung nach Lastträger, Träger seines Kreuzes sein muss, und dass allein unter dieser Last und nicht ohne diese Last, der Mensch geheiligt wird, Die Last, die Gott dem Menschen auferlegt hat, nimmt Jesus dem Menschen nicht ab. Aber er macht dem Menschen die Last dadurch leichter, dass er ihm zeigt, wie er sie tragen muss

— Dietrich Bonhoeffer (So will ich diese Tage mit euch leben, Jahreslesebuch)