Manche Menschen kommen von Gott ein Leben lang nicht los, obwohl sie ihm eigentlich abgeschworen haben. So wie etwa der holländische Schriftsteller Maarten ’t Hart. In einem seiner Bücher berichtet er über Zweifel, die schon als Vierzehnjähriger in ihm aufsteigen. Er macht sich Gedanken über die Glaubwürdigkeit des Berichts von der Arche Noah. Mit Stoppuhr und Metermaß bestimmt er die Laufgeschwindigkeit verschiedener Tiere. Daraus errechnet er, dass es bei zwei Millionen Tierarten mehr als neunhundert Tage gedauert hätte, alle Tiere in die Arche hineingehen zu lassen. Darum ergibt diese Geschichte für ihn schon als junger Mensch keinen Sinn.
„Ich bin ein Kind“, sagt Maarten t’Hart damals zu seiner Mutter. „Aber ich glaube nicht wie ein Kind!“ „Das kommt schon noch“, antwortet Mutter. „Wenn du älter bist, wird es dir leichter fallen, wie ein Kind zu glauben!“
Doch Jahrzehnte später macht er anlässlich der Beerdigung seiner Mutter eine ähnliche Rechnung auf. Eineinhalb Millionen Jahre, so denkt er, würde es dauern, wenn sich der himmlische Richter für jeden Menschen nur eine einzige Stunde Zeit nehmen würde. Also sei auch Vorstellung eines Jüngsten Gerichts barer Unsinn.
„Wenn du älter bist, wird es dir leichter fallen, wie ein Kind zu glauben!“ Mir kommt bei dieser Antwort der Mutter ein Satz von Jesus in den Sinn. „Wenn ihr nicht glauben könnt wie ein Kind, bleibt euch der Zugang zur Welt Gottes verschlossen.“ (Matthäus 18,3) Ich bin sicher, ich kann, ja ich muss gerade auch in meinem Glauben erwachsen werden. Glauben können wie ein Kind bedeutet für mich also gerade nicht, in infantilen Vorstellungen stecken zu bleiben. Es macht keinen Sinn, die Bilder des Glaubens mit mathematischen Berechnungen zum Schweigen zu bringen. Gott ist ja kein computergesteuertes Großhirn, das uns Menschen oder gar die ganze Schöpfung in einer riesigen Datei speichert. Diese Vorstellung würde viel zu klein von Gott denken. Von der Aufforderung Jesu, dass wir glauben sollen wie ein Kind hat die Mutter von Maarten t’Hart womöglich mehr begriffen als ihr Sohn. Kindlicher Glaube leuchtet da auf, wo ich nicht in den Begrenzungen meines Verstandes stecken bleibe. Wenn Gott die Grenzen meines Denkens überschreitet, könnte ich dem doch mit meinem Gottvertrauen – meinem kindlichen Glauben – zu entsprechen versuchen. Maarten ’t Hart muss das zumindest irgendwie ahnen. In jedem seiner Bücher steht das Ringen um diesen Glauben irgendwie im Mittelpunkt.
— Dr. Traugott Schächtele auf SWR2 Wort zum Tag
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Nähe
Nähe heißt nicht, daß man gegenseitig seine Haut fühlt, sondern daß man gegenseitig seinen Alltag fühlt.
— Peter Härtling
Wenn jeder eine Blume pflanzte
Wenn jeder eine Blume pflanzte,
jeder Mensch auf dieser Welt,
und, anstatt zu schießen, tanzte
und mit Lächeln zahlte statt mit Geld –
wenn ein jeder einen andern wärmte,
keiner mehr von seiner Stärke schwärmte,
keiner mehr den andern schlüge,
keiner sich verstrickte in der Lüge,
wenn die Alten wie die Kinder würden,
sie sich teilten in den Bürden,
wenn dies WENN sich leben ließ,
wär’s noch lang kein Paradies –
bloß die Menschenzeit hätt angefangen,
die in Streit und Krieg uns beinah ist vergangen.
— Peter Härtling
Bernhard von Clairvaux
Schale der Liebe: Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.
Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen.
Es ist gut daß du in die Kirche kommst; besser noch, sie kommt in dich.
Wahre Liebe ist nicht ohne Lohn, doch sie liebt nicht für Lohn.
Die haben sich vor Dieben nicht zu fürchten, die sich Schätze für den Himmel sammeln.
Viele studieren nur, um etwas zu wissen, das ist Vorwitz; andere, damit sie etwas gelten, und das ist Eitelkeit; andere, um ihre Kenntnisse feilzubieten, und das ist Eigennutz, wenige nur, um andere zu erbauen oder selbst erbaut zu werden.
Das Werk gibt dem Wort innere Stärke, doch das Gebet erwirbt für Taten und Worte innere Kraft.
Darin ermahne ich euch: Hört die innere Stimme.
Was ist Frömmigkeit?, fragst du. Der Selbstbesinnung leben.
Ein von Zorn getrübtes Auge sieht nicht mehr, was recht oder unrecht ist.
Das Gute wollen ist ein Fortschritt, das Böse wollen ein Rückschritt.
Goethe
Hast du einen Menschen gern, so musst du ihn versteh’n. Musst nicht immer hier und da, seine Fehler seh’n. Schau mit Liebe und Verzeih‘, denn am Ende bist du selbst nicht fehlerfrei.
Es irrt der Mensch, solang er strebt.
Nichts ist höher zu schätzen als der Wert des Tages.
Jede Lösung eines Problems ist ein neues Problem.
Prüfungen erwarte bis zuletzt.
Alles auf der Welt kommt auf einen gescheiten Einfall und auf einen festen Entschluss an.
Man muss oft etwas Tolles unternehmen, um nur wieder eine Zeitlang leben zu können.
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,/ Und grün des Lebens gold’ner Baum.
Der Worte sind genug gewechselt,/ Lasst mich auch endlich Taten sehn!/ Indes Ihr Komplimente drechselt,/ Kann etwas Nützliches gescheh’n.
Du gleichst dem Geist, den du begreifst,/ Nicht mir.
Seelenleiden zu heilen vermag der Verstand nichts, die Vernunft wenig, die Zeit viel, entschlossene Tätigkeit alles.
Der denkende Mensch hat die wunderliche Eigenschaft, dass er an die Stelle, wo das unaufgelöste Problem liegt, gern ein Phantasiebild hinfabelt.
Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages.
Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bei dem Werke sein.
Ältere Freundschaften haben vor neuen hauptsächlich das voraus, dass man sich schon viel verziehen hat.
Alles Gute, was geschieht, setzt das nächste in Bewegung.
Die Liebe gewinnt immer!
Sie gewinnt nicht gegen den anderen, sondern den anderen, auch den Gegner; denn sie ist einnehmend und einladend. Sie gewinnt, weil sie gewinnend ist, weil sie nicht niedermacht, sondern aufrichtet.
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Die Welt besteht aus lauter Gelegenheiten zur Liebe.
Gib nie einen Menschen oder die Hoffnung auf ihn lieblos auf.
— Sören Kierkegaard
Meister Eckhart
Nichts ist schwer, bist du nur leicht.
Der Mensch soll sich in keiner Weise als fern von Gott ansehen, weder wegen einer Schuld noch wegen einer Schwäche noch wegen irgendetwas sonst. Und sollten deine großen Sünden dich auch so weit abgetrieben haben, dass du dich nicht als Gott nahe anzusehen vermöchtest, so sollst du doch Gott als dir nahe annehmen.
Gott kann nicht weniger ohne uns tun, als wir ohne ihn tun können.
Immer ist die wichtigste Stunde die Gegenwärtige. Immer ist der wichtigste Mensch der, dem du gerade gegenüber stehst. Immer ist die wichtigste Tat die Liebe.
Liebe kennt kein Warum.
So halten es alle jene Leute, die Gott um äußeren Reichtums oder inneren Trostes willen lieben; die aber lieben Gott nicht recht, sondern sie lieben ihren Eigennutz.
Gottlos
Mann kann wohl gottlos werden, aber man kann nicht Gott loswerden.
— Alfred Delp
The power of keeping an open mind
„Eines Tages“ ist heute
Viele Menschen sterben mit 25, aber werden erst mit 75 beerdigt.
— Benjamin Franklin