Ewigkeit

Der Tod existiert für uns nicht mehr. Unser Tod ist die Taufe, durch die wir am Tode Christi teilhaben, durch die wir in Christus sterben. Christus starb für uns und an unserer Statt, darum brauche wir nicht mehr zu sterben. Der leibliche Tod ist nichts anderes als der Anfang des ewigen Lebens, die Bedingung für die Auferstehung. Wer getauft ist, hat den Tod schon überstanden.
[…]
Für einen Mönch, für einen religiösen Menschen, existiert der Tod nicht mehr, sondern ist längst überwunden. Und wer in Gemeinschaft mit Gott lebt, der weiß, dass ihn nichts mehr schrecken kann.
Die Welt macht sich die größten Sorgen um die Flüchtigkeit des Lebens. Wir aber freuen uns gerade, dass es so flüchtig ist und dass die Tage so schnell vergehen. Wir sehen das Leben vorüberfliegen wie einen Schnellzug und freuen uns darüber, wie sich jemand freut, der in einem Zug sitzt und schnell seinem Ziel, einem glücklichen Wiedersehen, entgegenfährt. Die Zeit ist ein Zug, mit einem Ziel, die uns zu jemandem bringt.

Und es ist eine Lüge zu behaupten, das Leben sei kurz. Unser Leben ist nicht kurz, sondern ewig. Wir haben nicht den Tod, sondern die Ewigkeit vor uns. Wir wurden nicht geboren, um zu sterben, sondern um zu leben und ewig zu leben.

— Ernesto Cardenal (Das Buch von der Liebe, S. 129)